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Der Bardo des Sterbens -
Der Sterbeprozess aus buddhistischer Sicht
Im folgenden bemühe ich mich um eine kurze, korrekte Zusammenfassung der von Hannah Nydahl
ins Englische und von Detlev Göbel in Deutsche übersetzten Belehrungen, die
Lopön Tsechu Rinpoche 1992 in Rödby/ Dänemark zum Bardo des Sterbens gegeben hat.
Ans Herz legen möchte ich jedem, den Originaltext zu lesen.
"Der Bardo des Sterbens, der normalerweise als sehr schmerzvoll erlebt wird,
fängt in dem Moment an, wo es sicher ist, dass wir sterben werden, und dauert
bis zu dem Augenblick, wo das Klare Licht unseres Geistes erscheint.
Das Erlebnis des Klaren Lichtes des Geistes selbst wird als der dritte Bardo erklärt;
hier jetzt, beim zweiten Bardo, geht es nur um den eigentlichen Sterbeprozess."
(Lopön Tsechu Rinpoche, s.u.)
Wenn wir sterben, lösen sich die fünf Elemente wieder auf, aus denen sich
unser physischer Körper zusammengesetzt hat.
Sterben wir keinen plötzlichen Tod und treten keine Störungen auf,
durchlaufen wir im Sterben nacheinander verschiedene Phasen, die von sogenannten
äußeren, inneren und geheimen Zeichen gekennzeichnet sind:
Das Erdelement löst sich in das Wasserelement auf
Äußeres Zeichen: Schwäche. Der Körper verliert seine Kraft, wir haben vielleicht
große Angst und das Gefühl zu fallen und wünschen uns gehalten zu werden.
Inneres Zeichen: Verwirrung. Wir können uns kaum konzentrieren, sind verwirrt.
Das Wasserelement löst sich in das Feuerelement auf
Äußeres Zeichen: Trockenheit. Ganz gleich wie viel wir trinken, unser Mund und unsere
Zunge werden immer trockener. Die Bewegungen der Zunge lassen sich nicht mehr kontrollieren.
Inneres Zeichen: Irritation, einhergehend mit Zorn und großem Unwohlsein.
Das Feuerelement löst sich in das Windelement auf
Äußeres Zeichen: Kälte. Von den äußeren Gliedmaßen verlässt die Wärme unseren Körper.
Auch unser Atem ist schließlich wie kühle Luft.
Inneres Zeichen: Verwirrung nimmt zu. Wir können die äußere Welt nicht mehr klar wahrnehmen.
Das Windelement löst sich in den Raum/das Bewusstsein auf
Äußeres Zeichen: Die Atmung hört auf.
Inneres Zeichen: Wir können nichts mehr sehen, hören, schmecken, riechen und fühlen.
(Da sich in diesem Moment die ganze physische Basis unserer Existenz aufgelöst hat,
wird dieser Augenblick häufig als erschreckend erlebt.)
Wenn die äußere Atmung aufgehört hat, ist der Sterbeprozess noch nicht beendet.
Zunächst geht die innere Atmung noch eine zeitlang weiter. Hört auch sie auf,
haben wir die innere Erfahrung von "Rot" und "Weiß":
Nach den Erklärungen des Kalachakra-Tantras haben wir in unserem Körper einen
zentralen Energie-Kanal. An seinem unteren Ende befindet sich die Essenz der Mutter,
das Rote Element, an seinem oberen Ende die Essenz, die wir von unserem Vater
bekommen haben, das Weiße Element.
Wenn sich das Weiße Element auflöst und beginnt, sich nach unten zu bewegen,
lösen sich Geisteszustände in uns auf, die mit Aggression und Abneigung in Verbindung stehen.
Wir haben die Erfahrung, dass alles weiß ist. Wenn sich das Rote Element auflöst und beginnt,
sich nach oben zu bewegen, lösen sich Geisteszustände in uns auf, die mit Anhaftung und Begierde
in Verbindung stehen.
Begegnen sich die weiße Vaterenergie und die rote Mutterenergie auf der Höhe des Herzens,
lösen sich Geisteszustände in uns auf, die mit Unwissenheit zu tun haben und alles wird schwarz.
"Die wahre Natur des Geistes erscheint in diesem Moment bei allen Wesen, ob sie es verstehen
oder nicht. Wenn wir uns schon darauf vorbereitet haben, haben wir die Chance, das Klare Licht
des Geistes in diesem Augenblick zu erkennen. Sonst werden wir es gar nicht wahrnehmen und
einfach nur ohnmächtig werden."
(Lopön Tsechu Rinpoche, s.u.)
Link-Tipps
Lopön Tsechu Rinpoche: Die Zwischenzustände
Teil I: Der Bardo dieses Lebens
Teil II: Der Bardo des Sterbens
Teil II: Der Bardo des klaren Lichts
Teil IV: Der Bardo des Werdens
Jamgön Kongtrul Rinpoche
Buddhanatur und der Zwischenzustand