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Reinkarnation

Reinkarnation, Wiedergeburt, Seelenwanderung, Wiederverkörperung - mit diesen Begriffen ist die Vorstellung verknüpft, dass sich die Seele bzw. der Geist nach dem Tod des physischen Körpers mit einem neuen Körper verbinden kann. Anhänger dieser Idee waren die Wikinger Skandinaviens und Islands, die Kelten Großbritanniens und auch im Antiken Griechenland fand der Reinkarnationsgedanke Beachtung. Im Hinduismus und Buddhismus ist der Glaube an Wiedergeburt ein zentrales Element, er findet sich aber zum Beispiel auch in großen Gruppen schiitischer Mohammedaner Westasiens, bei noch nicht gänzlich zum Islam oder Christentum "bekehrten"; Einwohnern West- und Ostafrikas, einer großen Minorität in Brasilien und einigen Stämmen Zentralaustraliens. In Nordamerika und Westeuropa wächst seit den 1960er Jahren die Zahl der Menschen, die an Wiedergeburt glauben. Die New-Age-Bewegung und das Aufblühen des Buddhismus in den vergangenen 20 Jahren sind hierfür sichtbare Zeichen.

Der zentralen Vorstellung der Wiedergeburt standen und stehen eine Vielfalt sekundärer Vorstellungen gegenüber. Viele von ihnen beschäftigen sich mit der Frage, ob und wie die Bedingungen der folgenden Inkarnation (Verkörperung) bestimmt werden können

Platon z.B. beschreibt im Staat, dass die Seele, die vor einer Inkarnation steht, das Leben auswählt, das sie führen wird. Je mehr Weisheit die Seele in den vergangenen Inkarnationen erlangt hat, desto besser wird ihre Wahl sein. Die Völker Westafrikas und die Tlingit Südostalaskas glauben, dass die Wünsche nach Verbesserung, die ein Menschen ausdrückt, bevor er stirbt, die Umstände seiner nächsten Inkarnation bestimmen. Und Menschen, die sich dem Buddhismus zugehörig fühlen, gehen davon aus, dass die Gedanken, Gefühle und Handlungen eines Menschen die Umstände seiner weiteren Leben beeinflussen (Karma-Lehre).

Die meisten Gruppierungen der New-Age-Bewegung und der aktuellen Esoterik-Szene, aber auch ältere westlich geprägte esoterische und okkulte Traditionen sehen im Kreislauf der Wiedergeburten die Chance zur individuellen Weiter- bzw. Höherentwicklung und Vervollkommnung. Nicht selten wird das Leben wie eine Schule gesehen: Jeder Mensch ist in einer anderen "Klasse", auf einer anderen "Stufe" - Lebenskrisen sind Prüfungen, die wir in unserer Entwicklung meistern müssen.

Auch die meisten östlichen Religionen und Traditionen betrachten das menschliche Leben als wertvolle Möglichkeit für das Individuum. In letzter Konsequenz streben viele jedoch nicht die nächst höhere "Klasse" oder "Stufe" des Selbst an, sondern sein Verlöschen. Die Schulen des Buddhismus beispielsweise zeigen unterschiedliche Mittel und Wege auf, um aus dem Kreislauf ungewollter Wiedergeburten (Samsara) austreten zu können und in einer Wirklichkeit jenseits einer individuellen Persönlichkeit Nirwana) zu ruhen. (Was eine bewusste Wiedergeburt zum Wohle aller Wesen nicht ausschließt.)


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>> Der Sterbeprozess aus buddhistischer Sicht



Link-Tipps


Buddhismus (via waybackmachine)
Kostbarer Menschenkörper, Vergänglichkeit, Karma, Samsara: Die "Vier Grundgedanken". Von Lopön Tsechu Rinpoche.

Forschung (engl.)
Ian Stevenson and Cases of the Reincarntation Type. Von Jim B. Tucker, University of Virginia.

Raindrop (engl.)
Bildergeschichte für Kinder und Erwachsene.